Montag, 21.05.2018
Es ist das erste Mal, dass ich mein Dissertationsprojekt nicht auf Deutsch präsentiere. Mein Poster trägt den Titel „The inner-German border and its effects on former dialect border-areas in Bavaria and Thuringia“. Da auf dieser Konferenz Wissenschaftler vieler unterschiedlicher Nationalitäten vertreten sind, ist die Konferenzsprache Englisch. Auch in den Pausen sprechen wir untereinander kaum Deutsch und ich bin froh, dass ich mich problemlos verständigen kann. Damit hätte ich wirklich nicht gerechnet, aber anscheinend ist es nur wichtig, sich zu trauen und einfach draufloszusprechen. 😉
Jetzt weiß ich übrigens auch, dass es eine Menge Spaß macht, Poster zu gestalten. Es ist wirklich eine tolle Möglichkeit, die eigenen Forschungsergebnisse zu präsentieren. Zum einen muss man sich auf das Wesentliche beschränken und die Inhalte so darstellen, dass sie auch optisch ansprechend sind. Dank Bruno weiß ich jetzt auch, dass die einzelnen Bestandteile „Platz zum Atmen“ brauchen, was bei vielen wissenschaftlichen Postern nicht beachtet wird. Da bekommt das Publikum stattdessen einen vierspaltigen Fließtext serviert, garniert mit mikroskopisch kleinen Diagrammen, die vom nervösen Zeigefinger des Präsentierenden verdeckt werden.
Deshalb lautet eine wichtige Regel: Die einzelnen Inhalte auf dem Poster müssen groß genug sein, sodass das Publikum sie aus zwei Meter Entfernung problemlos sehen kann. Deshalb benötigen die einzelnen Inhalte „Platz zum Atmen“.
Jedes Poster ist jedoch nur so gut wie die Person, die es präsentiert. In Ascona konnte ich drei Präsentiertypen ausmachen, die ich euch jetzt kurz vorstellen möchte:
- Der „Faktensprinter“
Dieser Typ ist in der Wissenschaft wahrscheinlich sehr weit verbreitet. Er zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass er möglichst viele Fakten in möglichst wenig Zeit herunterbeten will. Aus diesem Grund ist auch sein Poster meist heillos überladen. Die winzigen Abbildungen werden akribisch erklärt und jeder Teil des Kuchendiagramms krümelweise auseinandergenommen. Das Publikum verabschiedet sich dann meist beim dritten Balkendiagramm in eine „Lächeln-Nicken-Runzel-Starre“, die Aufmerksamkeit und Nachdenken über die High-Speed-Fakten suggerieren soll.
- Der „Posterstierer“
Ebenfalls häufiger zu beobachten ist der sogenannte „Posterstierer“. Seine Nackenmuskulatur arbeitet während der gesamten Präsentation auf Hochtouren, da er neben langen Episoden der Wandfixierung (an der sein Poster hängt) plötzlich und unerwartet zurück in Richtung Auditorium späht. Akustisch ist er nur sehr schwer zu verstehen, deshalb ist auch hier die „Lächeln-Nicken-Runzel-Starre“ im Publikum weit verbreitet. Dank seiner Posterfixierung merkt der Stierer davon jedoch wenig.
- Der „Entschuldiger“
Zu dieser Kategorie gehörte ich auch mal. Der „Entschuldiger“ weist bereits im ersten Satz darauf hin, dass er leider keine Zeit hatte, das Poster entsprechend seiner hohen Ansprüche fertigzustellen. Somit ist jede Kritik, die im Nachgang von Seiten des Publikums folgen könnte, sofort im Keim erstickt. So zumindest die Ansicht des „Entschuldigers“. In Wirklichkeit zeigt er uns damit nur, dass er Kritik an der eigenen Person schlecht wegstecken kann und die Kritiker deshalb schon vorher ausschalten möchte.
An dieser Stelle folgender Rat: Wenn du Schwachstellen in deiner Präsentation hast, versuche sie vorher zu beseitigen. Kannst du das nicht, wird es durch prophylaktisches Entschuldigen auch nicht besser!
Besonders gut gefallen haben mir die Präsentationen von Lisa Krammer zum Thema „Hochdeutsch“ oder innere Mehrsprachigkeit? Eine Untersuchung der attitudinal-perzeptiven Dimension der Kommunikation im Kontext der Lehre an Wiener Universitäten und Manuela Lanwermeyer zu Sprachverarbeitung im Varietätenkontakt: Eine neurolinguistische Untersuchung zum Dialektverstehen.
Die Nachwuchswissenschaftlerinnen sprachen zu ihrem Publikum und stellten ihre Inhalte in einem angemessenen Sprechtempo sowie einer guten Lautstärke vor. Am besten war es jedoch, dass sie ihre Begeisterung für das Thema sehr gut transportieren konnten, ohne sich zu sehr in Einzelheiten zu verlieren.