Schon während meines Lehramtsstudiums an der TU Dresden reifte mein Wunsch, nach meinem Masterabschluss an der Uni zu bleiben und zu forschen. Damals, es war im Sommersemester 2012, schrieb ich gerade an einer Seminararbeit zum Thema „Dialekt im ehemaligen Grenzgebiet“, die ich sehr erfolgreich abschloss. Die Dozentin bestellte mich daraufhin in ihre Sprechzeit und fragte mich, ob ich zu dieser Thematik nicht auch meine Abschlussarbeit schreiben wolle. So verfasste ich dann tatsächlich im WS 2012/13 meine Masterarbeit bei ihr zum Thema „Die itzgründische Dialektlandschaft“. Im Oberseminar, einer Veranstaltung für Masterstudierende und Doktoranden, stellte ich meine Arbeit dann auch vor und bekam so tolles Feedback, dass ich nun endgültig davon überzeugt war, eine Doktorarbeit zu der Thematik schreiben zu wollen. Glücklicherweise war ich mit meiner Hoffnung nicht allein, da wenig später auch mein zukünftiger Doktorvater auf mich zu kam und mir anbot, mein Thema im Rahmen eines Dissertationsprojektes zu vertiefen. Dieses Angebot nahm ich freudig an, wenn auch etwas unvorbereitet. Zu diesem Zeitpunkt, dem Beginn meines Forschungsprojektes, hatte ich keinerlei Ahnung von dem, was da noch auf mich zu kommen würde. Es war eine grandios-lehreiche, spannende und zum Teil auch anstrengende Zeit, die mich da erwartete…
Falls ihr auch mit dem Gedanken spielt, eine Doktorarbeit zu schreiben und an der Uni zu lehren, also eine wissenschaftliche Laufbahn einzuschlagen, möchte ich euch ein paar Erfahrungen mit auf euren Weg geben:
Zu allererst müsst ihr euch selbst die Frage stellen: Warum? Warum will ich promovieren?
Ein möglicher Grund könnte mit dem vermeintlichen Prestige des Doktorhutes zusammen hängen. So ein „Dr.“ vor dem eigenen Namen sieht natürlich gut aus und sicherlich ist es auch ein tolles Gefühl als Frau oder Herr „Dr.“ im Wartezimmer der Zahnarztpraxis aufgerufen zu werden… Aber 3 bis 5 Jahre nur für diese beiden Buchstaben auf dem Klingelschild durchzuhalten, wird kaum realisierbar sein. Dies sollte also möglichst nicht eure einzige Motivation sein.
Darüber hinaus hoffen vielleicht auch einige, dass sich nach der Promotion ein gewisser materieller Wohlstand einstellen könnte. Falls ihr euch einen finanziellen Vorteil vom Tragen eines Doktorhutes erhofft, rate ich euch eher davon ab. Natürlich verdient ihr als wissenschaftliche Mitarbeiter nicht schlecht, meist werdet ihr nach der Entgeldgruppe 13 eingeordnet und habt ca. 1300 Euro netto zur Verfügung. Allerdings würdet ihr, wirtschaftlich gesehen, an der Schule als Lehrer ein schöneres Leben führen können. Da hättet ihr relativ schnell einen unbefristeten Vertrag und ggf. auch einen Beamtenstatus, der euch jeden Monat mindestens 1000 Euro zusätzlich bescheren würde. Also auch diese Motivation ist eher, sagen wir mal, suboptimal.
Besser ist es da schon, wenn ihr vielleicht schon in mehreren Bereichen Erfahrungen gesammelt habt, z.B. als Vertretungslehrer an einer Schule, als Redaktionsmitglied in einem Stadtmagazin, als Fremdsprachenlehrerin oder als Tutorin am Lehrstuhl. Diese Erlebnisse im Arbeitsalltag der jeweiligen Bereiche haben mir sehr deutlich gezeigt, dass ich mich an der Universität am wohlsten fühle und hier die Arbeit kein notwendiges Übel ist, sondern eine andere Form von „Freizeit“. Der Weg zum Institut fühlte bzw. fühlt sich niemals schlecht an, im Gegenteil, es ist ein Ort, an dem ich mich sehr gerne aufhalte, weil es eine Arbeit ist, die mich immer wieder vor Herausforderungen stellt und mich glücklich macht, die mir viel Selbstbewusstsein vermittelt. Deshalb ebbt meine Lust zu Forschen auch am Wochenende oder in den Ferien nicht ab, denn ich mache es gerne und es ist mir ein inneres Bedürfnis, dies zu tun. Kurz gesagt: Ich könnte mir keinen besseren Beruf als den der Wissenschaftlerin für mich vorstellen.
Und wenn auch ihr zu den Glücklichen gehört, die sich der Wissenschaft verschrieben haben, werdet ihr die Dissertationsphase gut meistern. Natürlich gab es auch auf meinem Weg immer wieder Hindernisse, die ich überbrücken musste und das hat mich gestresst, traurig gemacht oder vielleicht auch mal zweifeln lassen, aber ich wusste immer, dass ich mir keine bessere Option für meine berufliche Karriere vorstellen konnte und genau das mache, was ICH will.
Damit ihr wisst, was ich mit „Hindernissen auf meinem Weg“ meine, hier eine kleine Auswahl an persönlichen Stolpersteinen:
- Eure Freunde aus Studienzeiten ziehen in größere Wohnungen, kaufen sich ein schönes Auto, heiraten und bekommen hübschen Nachwuchs. Ihr habt derweil nur eine HiWi-Stelle, wohnt immer noch in eurer 30 Quadratmeter Studiwohnung, bringt eine gute Schulfreundin als Begleitung mit auf die Hochzeiten und eure Kinderplanung ist erstmal nicht existent.
- Auf Konferenzen sagen euch andere Doktoranden, dass euer Thema eigentlich schon hundertmal bearbeitet worden ist und dementsprechend eure Forschung als redundant angesehen werden kann.
- Familie, Freunde und Verwandte sehen euch eher als „Langzeitstudenten“ an, der noch immer zur Uni geht und die „harte Realität der Arbeitswelt“ noch nicht kennengelernt hat. Dementsprechend bekommt ihr ein mildes Lächeln, wenn ihr von eurer „Arbeit an der Uni“ erzählt.
Zu Punkt 1: In solchen Momenten dachte ich mir, dass meine Freunde gewisse Meilensteine im Leben vielleicht früher erleben als ich, allerdings meine Entwicklungsmöglichkeiten um einiges spektakulärer sind. Denn all diese tollen Erlebnisse kann ich etwas später auch noch haben, aber eine Promotion nur jetzt.
Zu Punkt 2: Natürlich gibt es immer auch negative Kommentare zum eigenen Projekt, aber ich habe immer hinter meiner Arbeit gestanden. Und das ist der wichtigste Teil beim Promovieren: Ihr müsst von euch und eurer Arbeit überzeugt sein und alles dafür tun! Und wenn die Kritik nicht konstruktiv ist, sondern mich eher nur demotivieren soll, geht es eben zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus…eine Taktik die ich jedem nur empfehlen kann.
Zu Punkt 3: Hier habe ich irgendwann mitbekommen, wer wirklich hinter mir und meiner Arbeit steht bzw. wer vielleicht auch einfach nur unzufrieden mit der eigenen Situation ist und seine Frustration an mir auslassen will. Diese Erfahrung ist überaus wertvoll gewesen, denn sie verdeutlichte mir, wer meine wirklichen Freunde sind. Und falsche Freunde braucht niemand.
Ich bin motiviert! Seid ihr es auch?
2 Kommentare